Jørgen K.

als Autor auf
Himmelsbeobachtung.net

Verweise:

Die Perseiden-Nacht 2022, die Nacht rund um das prognostizierte Maximum (12.08./13.08.2022), wurde signifikant von einer Hochdruckwetterlage und dem kurz vor 22 Uhr (MESZ) aufgehenden Vollmond geprägt. In Anbetracht der Beobachtungsbedingungen stand eine Ausfahrt zur Beobachtung schon weit im Voraus fest, wobei unter Berücksichtigung des hellen Mondlichts und der entsprechend niedrigeren visuellen Fallrate von mir deutlich weniger Aufwand bei der Dokumentation getrieben wurde, als es im Vorjahr der Fall war. Der Fokus lag auf der visuellen Himmels- und Naturbeobachtung, sowie dem Zurücklehnen und Entspannen nach einer harten Arbeitswoche.

Zusammen mit zweifacher Begleitung, menschlicher und tierischer Natur, haben wir es uns am Rande eines Moores gemütlich gemacht und im Schatten einer Kopfweide (das Mondlicht im Rücken) die Liegestühle aufgestellt, um beim Blick gen Perseus einige Perseiden erhaschen zu können. Die anfängliche Tropennacht mit Temperaturen deutlich über 20°C, wandelte sich binnen zwei Stunden zu einer kühlen Sommernacht bei rund 13°C, in der eine warme Wolldecke zur Pflicht wurde.
Aufgrund des Mondlichts waren in dieser Perseiden-Nacht nur die hellsten Meteore sichtbar. Das typisch grüne Leuchten der Perseiden-Meteore, wie man es in dunklen Beobachtungsnächten im PER-Aktivitätszeitraum beobachten kann, konnte ich bei der diesjährigen Beobachtung nicht eindeutig ausmachen. Das helle Mondlicht hat dafür gesagt, dass der Meteorstrom recht farblos daherkam. Dennoch gab es einige schnelle und förmlich blitzartige, teils langsame und sehr langezogene, helle Perseiden-Meteore zu beobachten. Die ZHR-Angabe dieser Perseiden-Nacht lag gemäß Beobachterangaben via IMO bei rund 50.

Es waren bereits zwei Stunden vergangen, unsere Beobachtung entsprechend im vollen Gange, da erschien am Nordost-Himmel ein helles und sehr diffuses Objekt, dessen Erscheinung uns völlig aus dem örtlichen Geschehen holte, sowie für Staunen und Anspannung sorgte. Rund zweieinhalb Minuten (rund um 00:56 MESZ) zog eine helle Leuchtkugel am nordöstlichen Horizont ihre Bahn und zog international die Aufmerksamkeit auf sich. Da wir unseren Beobachtungspunkt in völliger Abgeschiedenheit aufgeschlagen hatten, wirkte das Ereignis einmal mehr bemerkenswert, nahezu gespenstisch. Hell, als rundes Objekt, sehr diffus (wie durch einen Wolkenfilm gestreutes Licht um das Objekt, Stichwort „Hof“), in gelblicher Farbe und mit hellem Kern, während der Himmel absolut klar war. Die Erscheinungsart war entsprechend sehr ungewöhnlich für ein natürliches Objekt. Ferner erschien das Objekt in ca. 13° Höhe auf azimutal 53° und zog seine Bahn azimutal gen 15° in Richtung Westen, bis es auf ca. 3° Höhe hinter niedriger Vegetation verschwand.

Zugegeben, dieses Ereignis hat den Perseiden die Show gestohlen, fortan wurde via Smartphone eine Beobachtungsmeldung abgegeben, weitere Meldungen verfolgt und recherchiert. Es dauerte einige Zeit, bis wir uns wieder auf das Geschehen, rund um den Staubschweif des Kometen 109P/Swift-Tuttle, konzentrieren konnten. Eine Antwort auf unsere Fragen gab es in dieser Nacht nicht mehr, dafür eine mystisch nachschwingende Stimmung und stille Freude mit anderen Beobachtern, die das selbe Objekt beobachten durften.

Am nächsten Morgen wurde die besondere Beobachtung der vergangenen Nacht noch einmal interessanter, da es mittlerweile viele (internationale) Beobachtungsrichte gab und sich ein gewisser Fokus in der Einordnung abzeichnete. Bei dem Objekt handelte es sich um eine Falcon 9-Rakete, welche um 23:40 (MESZ) auf der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien gestartet ist und um ca. 00:56 MESZ „über“ Europa sichtbar wurde, als sie in ihre niedere polare Umlaufbahn eingenommen hatte, um 46 Starlink-Satelliten in ihren künftigen Orbit zu bringen.

Abschließend folgen noch ein paar sehens- und lesenswerte Verweise zu diesem Ereignis: