Jørgen K.
als Autor auf
Himmelsbeobachtung.net
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Verweise:
05.12.2020 – Circa 1,5° Distanz zwischen Jupiter und Saturn
Das Jahr über war nachzuvollziehen, wie sich Jupiter und Saturn annäherten. Kein Phänomen für Zufallsbeobachter, jedoch erinnerte der Anblick der beiden Gasriesen (?) am Südhorizont immer an die bevorstehende Große Konjunktion im folgenden Dezember. Am Abend des 5. Dezember entschloss ich spontan einen kurzen wolkenfreien Zeitraum zu nutzen, um die beiden einmal gezielt zu dokumentieren, auch um die Annäherung in den folgenden Wochen genauer nachvollziehen zu können. Darüber hinaus rechnete ich mir im Dezemberverlauf nicht all zu viele Beobachtungsmöglichkeiten und viel mehr enttäuschende Momente aus, sollte die Große Konjunktion aus Mitteleuropa heraus doch ein eher horizontnahes Ergeignis darstellen, welches erfahrungsgemäß, vom Zeitpunkt her, und tendenziell eher vom einem „himmlischen Dauergrau“ geprägt sein könnte. Dieser erste Beobachtungsabend war also schon einmal ein „Erfolg“.
13.12.2020 – Weniger als 1° Distanz zwischen Jupiter und Saturn
Der Abend des 13. Dezember 2020 stand im Zeichen starken Tiefdruckeinflusses, sowie seit Tagen anhaltender Bewölkung und umso überraschender war es, als sich am Abend ein kleines (zeitlich begrenztes) Beobachtungsfenster auftat. Das Wiehengebirge tat sein Übriges dazu bei, den Hochnebel bei Süd-Westströmung abzulenken und mir auf der Nordseite eine relativ ungestörte Beobachtung zu ermöglichen. Wobei „ungestört“ auch ein wenig übertrieben ist, schließlich musste ich immer wieder um Lücken in den Stratusschwaden bangen. Das Zeitfenster war zudem recht klein, allerdings hat es für ein erstes Bild mit dem dem 102/1300er Skywatcher-Mak gereicht. Montiert war dabei eine Canon 700Da, während das gesamte Setup auf einem einfachen Stativ ausgerichtet wurde. Die 1300mm Brennweite des kleinen Maks konnten an diesem Abend erstmals einigermaßen eingesetzt werden. Wenig vorher wäre es noch nicht möglich gewesen, Saturn und Jupiter (samt Monde) bei den gegebenen 1300mm Brennweite und mit einer einzelnen Aufnahme zu dokumentieren. Bemerkenswert war bereits an diesem Beobachtungsabend der Abstand beider Himmelskörper, welcher mittlerweile weniger als 1° betrug. Näher zueinander standen sich Jupiter und Saturn zuletzt nur im Februar 1961, bzw. stehen sie sich erst wieder im März 2080. Mit dem fortan auslaufenden Jahr 2020, sollte jede Beobachtung ein seltenes Schauspiel sein, bis die beiden Planeten zum Jahreswechsel wieder auf Distanz zueinander gehen. Stark zu kämpfen hatte ich während meiner Aufnahme auch mit der vorhandenen Luftunruhe, welche sich durch das horizontnahe Ziel einmal mehr bermerkbar machte. Zudem war der aufkommende Wind in Böen eine Hürde dabei, unverwackelte Aufnahmen auszulösen. Wie die obige Aufnahme belegt, ist mit dennoch ein akzeptables Ergebnis gelungen, welches in erster Linie Dokumentationszwecken dient.
18.12.2020 – Ein auffälliges Duo am Abendhimmel
Der Abend des 18. Dezember 2020 ermöglichte das erste mal nach längerer Zeit wieder eine Beobachtung der laufenden Großen Konjunktion. Die Abende zuvor hatte sich die schmale Mondsichel dazugesellt und unter anderem in Teilen Mitteleuropas für einen stimmungsvollen Anblick in der Abenddämmerung gesorgt. Mir wurde dieser Anblick durch Wolken verwehrt, entsprechend sollte der 18. Dezember nun voll ausgenutzt werden. Für diesem Abend bin ich am späten Nachmittag in Richtung der großflächigen Natur- und Landschaftsschuzgebiete Süd-Niedersachsens gefahren, um meine Beobachtung in ungestörter Umgebung und unter Eindruck dortigen wunderschönen Natur zu machen. Der angedachte und zuerst angefahrene Spot stellte sich als nicht geeignet heraus: Hier fanden großangelegte Wiedervernässungsmaßnahmen eines Moores statt und die dort eingesetzten, schweren Maschinen sollten spätestens mit dem Einbruch der Dämmerung ihre Flutlichter anwerfen. Mit dieser Voraussicht wühlte ich mich mit meinem heckangetriebenen Auto durch die mittlerweile verschlammten Wege zurück in Richtung Asphalt, um fünf Kilometer weiter nördlich mein Gück zu suchen. Pünktlich zum Ende der Bürgerlichen Dämmerung traf ich dann am alternativen Beobachtungspunkt ein und baute direkt mein Equipment auf. Neben dem Skywatcher-Mak hatte ich auch noch die Canon 6D (samt 70-200mm-Optik) dabei, um ein stimmungsvolles Bild meiner Beobachtung, dieses mittlerweile besonderen Zusammentreffens von Jupiter und Saturn, festzuhalten. Derweil färbte sich das schwache Zirrusgewölk über mir in intensiven Rottönen und der fortgeschrittene Sichelmond – samt Hof – trohnte über dem dortigen Naturschutzgebiet. Es dauerte nicht mehr lange und ich konnte Jupiter ausmachen, wenig später auch Saturn. Eine Szenerie, die zum Innehalten antrieb. Viel Zeit blieb aber nicht, wollte ich doch die ersten Detailaufnahmen von Jupiter und Saturn so früh wie möglich erstellen, um so das bestmögliche Seeing zu nutzen.
19.12.2020 – Ein letzter Blick auf das Planetenpaar?
Wenige Tage zuvor war ich mir noch sicher, dass der folgende Samstag-Abend ideal sein würde, um das dicht beieinanderstehende Planetenpaar zu beobachten. Der Samstag ansich war sonnig, doch gegen Nachmittag zogen bereits dichte Zirrusschwaden nach Mitteleuropa hinein und kündigten den Wetterwechsel an. Die Beobachtungsbedingungen verschlechterten sich naturgemäß in den folgenden Stunden, sodass gegen Abend eine recht dichte Bewölkung den Süd-Westhimmel dominierte. Als Beobachtungsspot hatte ich mir dieses Mal ein niedersächsiches Moor ausgesucht, welches ich bereits oft als Ausgangspunkt für Himmelsbeobachtungen genutzt hatte. Die dortige Ruhe und Dunkelheit ist für meine Art der Himmels- und Naturbeobachtung einfach einmalig. Jupiter und Saturn als Paar konnte ich nicht wirklich ausmachen, zumal die letzten verbleibenden Wolkenlücken noch bei einem recht hohen Sonnenstand auftraten. Einmal blinzelte für extrem kurze Zeit ein Himmelsobjekt durch eine Wolkenlücke, welches ich nicht für Jupiter hielt, der Vollständigkeit halber jedoch dokumentiert habe. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um Jupiter handelte und Saturn in der Bildentwicklung sogar noch sichtbar wurde. Die darauffolgende Stunde verbrachte ich vor Ort weiter mit dem Warten auf eine Wolkenlücke. Erfolglos. Zumindest gab es einige Tassen Kaffee, während der zunehmende Mond stimmungsvoll durch den Zirrusfilm schien. Mit Einbrechen der völligen Dunkelheit verließ ich den Beobachtungspunkt und trat die Heimfahrt an.
20.12.2020 – Die unerwartete Wolkenlücke am Sonntagabend
Im Gegensatz zum Samstagabend, hatte ich den Sonntagabend bereits zwei Tage vorher abgeschrieben. Westddeutschland lag unter dem starken Einfluss der Wetterfront und im Voraus schien es bereits so, als würde kein Beobachtung möglich sein. Gegen Abend zeichnete sich jedoch eine schmale Aufklarungszone auf dem Sattelittenbild ab, welche mir pünktlich zu X MEZ einen fünfminütigen Blick auf Jupiter und Saturn freigeben sollte. Diesmal musste es noch einmal um Detailaufnahmen gehen, schließlich befanden wir uns zeitlich einen Tag vor der größten Annäherung. Kurz bevor sich die Wolkenlück auftat, kam noch ein Jogger mit seinen Sohn vorbei, die sich neugierig erkundigten, was ich dort beobachten würde. Ohne die Zeit dafür zu haben, meinen Fokus vom Teleskop zu entfernen, erklärte ich den beiden kurz und bündig, was für ein seltenes Ereignis sie mit etwas Glück beobachten könnten. Mit dieser Erkenntnis im Gepäck joggten die beiden weiter, schauten jedoch immer wieder gen Südwesten, in dessen Richtung auch ich weiter auf die Wolkenlücke wartete. Kurze Zeit später war es soweit: Die dichtesten Wolken verzogen sich und Jupiter leuchtete kurz hell auf. Saturn schien vage zu erkennen zu sein. Die Erkenntis mit dem Maksutov-Telekop war nahezu atemberaubend: Saturn war so nah an Jupiters Monden, so dass der Anblick wirklich spektakulär wirkte. Ich war mir sicher, dass selbst, wenn die Beobachtung am folgenden Montag (21. Dezember 2020, Zeitpunkt der größten Annäherung) nicht möglich sein sollte, diese gerade laufende Beobachtung einen guten Eindruck davon vermittelt, was diese Große Konjunktion ausmacht. Diese Beobachtungsmöglichkeit endete schon nach wenigen Minuten, es zog erneut zu. Für einen kurzen Blick und eine Detailaufnahme hat es jedoch gereicht, auch wenn die Durchsicht nicht gut war.
21.12.2020 – Bewölkung am Tag der größten Annäherung
Am Tag der größten Annäherung war die Westhälfte Deutschlands wie erwartet gänzlich bewölkt und an einen Blick auf die Konjunktion war gar nicht zu denken. So erging es den meisten Himmelsbeobachtern innerhalb Mittleuropas und Deutschlands, wobei Beobachter in den östlichen Landesteile teils doch noch das Glück hatten, das eng beieinander stehende Planetenpaar beobachten zu dürfen. Eine interessante Erkenntnis, welche ich immer wieder aus den wenigen Beobachtungsberichten anderer Sternenfreunde herauslesen konnte, war, dass Jupiter und Saturn zwar extrem nah beieinander standen, jedoch mit dem menschlichen Auge noch klar (!) voneinander zu trennen gewesen sind. Anhand vorheriger Berechnungen und Simulationen bin ich auch genau davon ausgegangen, jedoch wurde vorab von vielen (Massen-)Medien und -Magazinen ein „Verschmelzen“ der beiden Himmeskörper – ja, teils wortwörtlich zu einem „Lichtkegel“ – vorhergesagt, was schon vorab sehr abwegig war, beim Blick in die Kommentarspalten von Gelegenheitsbeobachtern jedoch teils erwartet wurde. Ob so das Interesse der Allgemeinheit an der Astronomie gesteigert wird oder zumindest gehalten wird? Wohl eher im Gegenteil…
Die wolkenreiche Wetterlage hielt über Heilig Abend hinweg ab, wobei der erste Weihnachtsfeiertag anhand der Wettervorhersage schon vorab als potenzieller Beobachtungstag erschien.
25.12.2020 – Weihnachtsgestirne: Jupiter hat Saturn überholt
Der Wetterbericht sollte recht behalten und so war der erste Weihnachtsfeiertag zumindest in und teils rund um Niedersachsen ein eher sonniger Feiertag. Letzte dünne Stratusfelder verschwanden zum Nachmittag und gaben den Blick auf einen farbintensiven Dämmerungshimmel frei. Zum Ziel hatte ich mir diesmal ein Paar alter Eichen gemacht, über welchen die Weihnachtsgestirne am Dämmerungshimmel leuchten sollten. Diese Planung bestand schon seit vielen Tagen, umso schöner war das Gefühl, als am Abend auch die letzte Hochnebel verschwand und eine Dämmerung zu beobachten war, wie sie schon lange nicht mehr zu sehen war. Vor Ort traf ich noch auf ein altes Rentner-Ehepaar, mit welchem ich im Zuge eine Weihnachtsgrußes in ein kurzes Gespräch verwickelt wurde. Das Thema waren Fotografie und Naturbeobachtung, die Landschaft und die beiden alten Eichen. Dass ich extra für die beiden Bäume hierher gefahren war, konnten sie nicht glauben. Kurz nach Sonnenuntergang fuhren sie mit dem Auto davon. (Endlich alleine, endlich konnte der Fokus auf mein Ziel gelegt werden.) Zum Eintritt der Bürgerlichen Dämmerung hatte ich noch die Hoffnung, das Paar der alten Eichen zusammen mit den dort „ansitzenden“ Milanen fotografieren zu dürfen. Doch deren „Adlersaugen“ waren so gut, dass sie mich relativ schnell als Lebewesen in der Landschaft wahrnahmen, welches da so nicht hingehört und (vermutlich auffällig) am Feldrand lauerte. Und deshalb flogen sie schnell davon. Nun saß ich dort alleine und wartete auf das Erscheinen der Weihnachtsgestirne. Gefühlt war die Dämmerung und Lichtstreuung so intensiv, dass das Planetenpaar ein wenig länger auf sich warten ließ, als das sonst der Fall war. Doch plötzlich konnte ich Jupiter mit dem Auge erfassen, wenig später Saturn. Sie standen perfekt über dem Baumpaar. Jupiter hatte Saturn erwartungsgemäß überholt. Zusammen mit der intensiven Dämmerung und dem leichten Purpurlicht ein toller Anblick. Rund zwei Stunden verbrachte ich vor Ort und stellte meine Beobachtungen an. Mit der fortschreitenden Dämmerung setzte sich mehr und mehr das Mondlicht in der Landschaft durch. Und es wurde kalt, so dass sich bereits leichter Raufreif auf den Wiesen bildetete. Mit dem Einbruch der „völligen“ Dunkelheit und kurz vor Untergang von Jupiter und Saturn, packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf dem Weg in Richtung Auto, um die Heimfahrt anzutreten.
Eine sehr stimmungsvolle Beobachtung zum ersten Weihnachtsfeiertag und ein toller Abschied von der Zeit rund um die Große Konjunktion 2020.