Die Erde rotiert, der Himmel ist lichtverschmutzt, wir fotografieren durch eine wabernde Atmosphäre: Viele Faktoren, welche die astronomische Fotografie erschweren. So ist die Belichtungszeit der Sternenhimmels mit einer handelsüblichen Kamera und einer für astronomische Zwecke verhältnismäßig kleinen Brennweite (bspw. 50mm), um Teile der weiten Milchstraße einzufangen und dabei runde Sterne zu erhalten, auf kurze 2,7 Sekunden* begrenzt. (Die damit verbundene oberflächliche Darstellung mal außer Acht.) Ich belichte allerdings mit mindestens 4 Minuten, immer wieder – über Stunden, um die Objekte und Farben des Nachthimmels so abzubilden, wie ich sie in meinen Aufnahmen darstelle. Dabei würde, ohne Nachführung welche die Erdrotation ausgleicht, der Vordergrund jeder Aufnahme bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.

DIE LÖSUNG: Nachgeführt, aufaddiert (Himmel) und in die Originalaufnahme (den Vordergund) eingepasst
DABEI DER EIGENE ANSPRUCH: Der Realität und dem Aufwand entsprechend. Gleiche Technik, gleicher Zeitpunkt, gleicher Ort. Die Kombination aus Himmel und Landschaft muss exakt der Vor Ort-Situation entsprechen. Kein Vordergrund wird geschönt, jeder Ast, jedes Blatt muss an Ort und Stelle sein.

Zudem werden Vordergründe nur dann aufgenommen, wenn der Himmel klar ist und die entsprechende Himmelsregion exakt über dem Vordergrund positioniert ist. Im Falle der frühsommerlichen Milchstraße bedeutet das, um 2:30 (MESZ) tief im Moor zu stehen. Klappt das im April/Mai nicht (weil sich bspw. eine ungünstige Mondphase und schlechtes Wetter abwechseln), heißt es ein Jahr warten.

Die visuelle und astronomische Beobachtung vor Ort muss dem entwickelten Endergebnis entsprechen. Die Lights – die Belichtung der Himmelsregion, unter Umständen über Stunden und Tage – muss unmittelbar danach erfolgen. Nur unter diesen Bedingungen erstelle ich meine hier veröffentlichten Aufnahmen, alles andere wird meinem eigenen Anspruch nicht gerecht.

Exemplarische Bildentwicklung und Erläuterung der Grundsätze für meine komplexen Bildkompositionen.

DER BEGLEITER: Tagelange Entwicklungszeit. Stundenlange Arbeit – das Endergebnis entlohnt. Ein kleiner Selbstbetrug im Sinne einer erweiterten Wahrnehmung, einem erweiterten Rückblick, einer wieder erweiterten Betrachtungsweise in der Natur.

WESHALB DIESER AUFWAND: Mich fasziniert die Schönheit der Natur bei Nacht ungemein. Hier mehr zu sehen, zu begreifen, zu erfassen und schließlich darzustellen, befriedigt meine Sehnsucht und erweitert das Verständnis und die Wahrnehmung der Natur bei Nacht ungemein. Vor allem Letzteres möchte ich mit meinen Bildern hervorrufen. Zudem ist die Beobachtung der Natur bei Nacht, mit dem vorhandenem Wissen über die Schönheit der verschiedenen Himmelsregionen, bei mir derart ausgeprägt, dass die astronomische Begeisterung bereits bei der Wahrnehmung von unterschiedlich farbigen Sternen beginnt. Eine erlernte Begeisterung und Fähigkeit, für die ich sehr dankbar bin.

Mit dieser Beschreibung meiner Arbeit möchte ich mich klar von unrealistischen, falschen und zusammengesuchten Bildkompositionen abgrenzen, wie sie zu Hauf im Internet (vor allem in „Sozialen Netzwerken“) zu finden sind und massenhaft Anerkennung einfahren. Zeitlich korrekte und absolut realistischen Astro-Landschaftsaufnahmen, welche die Tiefe von Widefield-Deepsky-Aufnahmen aufweisen, bedürfen einem immensen Aufwand, dessen Gesamtwerke sich in völlig anderen Sphären der astronomischen Fotografie wiederfinden.

*Annahme eines APS-C Sensors, Berechnung gem. NPF-Formel