Jørgen K.

als Autor auf
Himmelsbeobachtung.net

Verweise:

Helle Polarlicht-Nächte zum Maximum der Perseiden 2024

Ein ganz besonderer Perseiden-Höhepunkt liegt hinter uns: Völlig klare Nächte unter Hochsommer-Bedingungen, kein störendes Mondlicht, helle* und bunte Polarlichter, geziert von unzähligen grünen Meteoren. Solche Traumnächte sind nicht herbeizuwünschen, doch manchmal passt es eben, und so kam es, dass gleich zwei Nächte (11.08./12.08.+12.08./13.08.2024) rund um das diesjährige Perseiden-Maximum mit einer solchen Show aufwarteten, welche in der Nacht 13.08./14.08.2024 unter schwülwarmen Bedingungen und einer Blitshow ihr Ende fand. August-Nächte mit kaum greifbarer Energie.

Das Zusammentreffen von hellen Polarlichtern und dem Maximum der Perseiden habe ich zum Anlass genommen, den Perseiden-Bericht in diesem Jahr dem Polarlichtbereich zu widmen und so die untrennbaren Ereignisse der Hochatmosphäre dieser Nächte zusammenzubringen. Und das auch schließlich vor dem Hintergrund, dass derartig verwunsche Nächte wohl erst einmal viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, auf sich warten lassen könnten.

Der Start in die Beobachtungsnacht 11.08./12.08.2024

Schon am Nachmittag wurde die Ausrüstung im Auto verstaut und auch der Standort für die kommende Nacht wurde schon einige Tage zuvor ausgekundschaftet. Nach dem sonntaglichen Abendessen ging es somit entspannt auf die Reise in Richtung Norden, um den ausgemachten Beobachtungspunkt im benachbarten Niedersachsen aufzusuchen. Mit Ankunft am Moor um kurz vor 22 Uhr Ortszeit, konnte das Dachzelt aufgeschlagen und die Instrumente für die Himmelsbeobachtung vorbereitet werden. Derweil konnte die nautische Dämmerung kaum die schwere Luft des Tages verdrängen, eine warme Sommernacht zeichnete sich ab.

Es folgt eine kleine Vorschau der traumhaft klaren Nacht, welche auf uns warten sollte:

Zum ganzen Video (YouTube): https://www.youtube.com/watch?v=a6JoN2kMFdQ

Vor Ort sollte die astronomische Nacht noch etwas auf sich warten lassen, da zog bereits ein heller Perseid seine Bahn durch das Sternbild des Schwans und verglühte am hellen Himmel der fortschreitenden Abenddämmerung. „Das wird gut heute Nacht!“, das hatte ich im Gefühl.

Keine großen Erwartungen an ein mögliches Polarlicht

Mit der tiefersteigenden Sonne wurden auch die Polarlichtwerte geprüft, welche zu diesem Zeitpunkt noch keinen Anlass dazu boten, sich auf ein einsetzendes Polarlicht vorzubereiten. Die eigene Erwartung war dahingehend nicht groß, was auch die allgemeine Stimmung ausmachte. In erster Linie freuten wir uns auf ein paar schöne Perseiden.

Die über Mitteleuropa brennende Sonne dieser Hochsommertage war vor dem diesjährigen Maximum der Perseiden von einer hohen Aktivität gezeichnet, was sich auch einen Tag vorher auf der Sonneoberfläche beobachten ließ:

Mit der beschriebenen niedrigen Erwartung an Polarlicht, wurde der Fokus zu Beginn der astronomischen Nacht auf den Radianten der Perseiden gelegt. Nach Ausrichtung der Nachführung positionierte ich eine lichtstarke 24mm-Optik auf das Sternenbild Perseus und führte die Himmelsregion für etwa zwei Stunden nach. Im Ergebnis lässt sich zumindest recht gut erahnen, wo der Radiant der Perseiden liegt, wohlgleich erhoffte helle Exemplare im Sichtfeld der Kamera fast vollständig ausgeblieben sind. Wie so oft. 🙂

Kaum hatte ich genau das mit Blick gen Perseus und zum wiederholten Male in dieser Nacht gedacht, da zog ein extrem heller Perseiden-Meteor und der für mich bisher hellste jemals gesehene Meteor seine blendende Spur entlang dem Großen Wagen:

(Copyright: Jörg Strunk, AllSky7 Fireball Network.)

Ein denkwürdiger Moment, den ich verinnerlicht habe, jedoch nicht festhalten konnte. Daher an dieser Stelle vielen Dank an Jörg Strunk, der mir ein Bewegtbild dieses Meteors zur Verfügung stellen konnte. Die Aufnahme mit seiner Kamera (Bestandteil des Allsky7 Fireball Network) ist am Standort Herford in ca. 40km Entfernung und somit unweit von meinem Beobachtungspunkt entstanden.

Dabei unvergessen: Das enorm helle Nachleuchten und viele sekundenlange Zusammenschrumpfen der nachleuchtenden Spur des Meteors, nachdem zuvor ein blendender Blitz vom Himmel fiel. In Sachen Helligkeit sollte es sich mindestens um eine „Feuerkugel“ gehandelt haben.

Wenige Minuten nach dem Ereignis, war die Rauchspur noch immer am Himmel zu sehen:

Was auch in meinem obigen Rauchspur-Bild zu erkennen ist: Das bereits vorhandene rot-violette Polarlicht im Norden. Ohne diese Färbung wahrzunehmen bzw. auf die Kamera zu schauen, prüfte ich in diesem Moment und seit mehr als zwei Stunden erstmals die Polarlichtwerte. Diese sahen jetzt sehr vielversprechend aus! Der Bz war seit einiger Zeit im Minus, wehalb ich das Equipment schnell umbaute und die schon einmal die Hauptkamera gen Norden richtete.

In Fachkreisen entstand derweil und aufgrund der langanhaltend guten Polarlichtwerte ohne nennenswerte Erscheinung am Nordhorizont bereits die Annahme, dass die Nacht für Mitteleuropa ohne Polarlicht zu Ende gehen würde. Diese Annahme teilte ich aus Überzeugung nicht und mit dem einhergehenden Gefühl sollte ich Recht behalten – Die Nacht bekam ab ca. 1:30 Uhr (Ortszeit) ein neues Gewand:

Helle Polarlichtstrahlen im Strom der Perseiden

Um ca. 01:40 MESZ wurden erste visuelle Polarlichtstrahlen sichtbar, pünktlich zur Zunahme der morgendlichen Fallrate der Perseiden. Und nur 10 Minuten später wurde der Nordhorizont von einem sichtbar-hellen Polarlicht ergriffen:

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Mehr Informationen

Die korrekte Einordnung der Helligkeit sollte bei „deutlich visuell“ gelegen haben, wohlgleich der über Stunden beobachtete dunkle Landhimmel nun von einem Polarlicht dominiert wurde, welches in seinen Spitzen definitiv „hell“ anmutete.

Rund anderthalb Stunden dauerte das polare Leuchten an, in denen wir einige Perseiden in die Vorhänge aus Blau- und Rot-Violett fallen sehen konnten:

Folgend eine exemplarischer heller Perseiden-Meteor mit Rauchspur aus dieser Nacht, welcher auf meinem Summenbild (oberes Bild) im oberen rechten Bildbereich zu sehen ist:

Mit dem Anbruch der Morgendämmerung gingen wir über zum Ende unserer Beobachtung: Polarlicht und Perseiden, ein helles Band der Milchstraße, absolute Ruhe in den Tiefen der Natur. Diese Nacht hätte nicht beeindruckender und schöner sein können. Kurz bevor es nach Hause ging, schauten wir noch einmal hoch zur Andromeda-Galaxie:

Im Anschluss wurde unser kleines Beobachtungs-Camp abgebaut, die Ausrüstung im Auto verstaut und glücklich Kurs in Richtung Heimat genommen, während der Himmel langsam merklich heller wurde. Schließlich mussten noch ein paar Stunden Ruhe gefunden werden, bevor die neue Arbeitswoche mit einem heißen Sommertag starten sollte.

Die beeindruckende Zugabe:

Polarlicht und Perseiden in der Nacht 12.08./13.08.2024

Von der Erlebnissen der Vornacht gepackt, hatte selbst der arbeitsreiche Montag und die kurze Nachtruhe nicht das Zeug dazu, mir die Motivation für eine weitere Nacht unter den Sternen zu nehmen. Hatte sich doch im Tagesverlauf aus den anfänglich moderaten geomagnetischen Sturm ein starker entwickelt, so beruhigten sich die Polarlichtwerte gegen Abend dieses Hochsommertages. Aufgrund der langanhaltend guten Werte im Tagesverlauf, war jedoch davon auszugehen, dass mit Beginn der Nacht noch „etwas Polarlicht“ zu erfassen sein sollte. Vor dem Hintergrund dieser Annahme und dem fortschreitenden Maximum der Perseiden, ging es also erneut an einen dunklen Standort in der tiefen, nierdersächsichen Natur.

In diesem Abend war ich alleine unterwegs und hatte mir mit meinem Abendessen einen Standort in unmittelbarer Nähe zur Vornacht gesucht. Heute war es noch heißer als am Tag zuvor und selbst die niedrige Abendsonne brannte noch förmlich vom Horizont. Dankbarkeit und kurze Erschöpfung machten sich breit, als der Feuerball endlich hinter dem Horizont verschwand und das Abendessen hinter mir lag. Während der nun einsetzenden Dämmerung war es viel zu warm für lange Kleidung, die unzähligen Mücken ließen mir jedoch keine andere Wahl. Mit der sinkenden Sonne wartete ich auf das, was da kommen sollte: Mit großer Sicherheit Perseiden, mit Glück erneut zusammen mit Polarlicht.

Polarlicht bereits während der Abenddämmerung

Mit Ende der nautischen Abenddämmerung waren dann schnell fotografische Polarlichtstrahlen sichtbar, während das nordwestliche Dämmerungsorange in ein nord(östliches) Polarlichtgrün überging:

Der wenig später eingehende Anruf eines sehr guten Sternfreundes, positioniert bei Berlin und somit bereits etwas tiefer in der einsetzenden Nacht, bot eine tolle Aussicht: „Wahnsinn, (…), das kann ich ja gar nicht glauben. Siehst du das Rot?!“. Ungefähr so lautete seine Begrüßung. In der folgenden halben Stunde wurden dann auch an meinem Standort, im Nordwesten Deutschlands, die helleren Polarlichtfragmente sichtbar – hohe Strahlen erstreckten sich leicht visuell bis hoch zum Großen Wagen, fotografisch weitaus höher:

Mit dem Ende der astronomischen Abenddämmerung wurde das Polarlicht schließlich deutlich visuell und kam ab ca. 23:15 Uhr (MESZ) mit einem langsam einsetzenden Substurm daher, der beständig stärker wurde und in etwa 20 Minuten anhielt:

Der erste Perseid ließ dazu nicht lange auf sich warten, womit jede Müdigkeit davon geweht wurde. Etwas abseits vom Auto, mit guter Rundumsicht, positionierte ich meinen Camping-Stuhl und lehnte mich zurück. Die Kamera vor mir, löste alle 10 Sekunden aus und hatte den Nordsektor im Fokus. Nun verschwanden auch zusehends die Mücken und ein spürbar aufkommender Wind wehte die letzten warmen Luftschwaden des vorangegangenen Hitzetages davon.

Gefühl und Sprache der Perseiden-Nächte

Das alles lässt sich so sachlich beschreiben, wohlgleich viel mehr Stimmung in diesen nächtlichen Momenten steckte. So ließ ich mich intuitiv zu einer lyrischen Form der Beschreibung verleiten, verfasst vor Ort und unter dem Eindruck der beiden Beobachtungsnächte – der hellen Milchstraße, dem Polarlicht, den Perseiden und dem Aufgang von Jupiter und Mars:

Die frühe Nacht, so schwer zu kämpfen hat
Das Licht des Tages, hinterwacht

Dem starren Halbmond, schrill entgegen blickt
Capella, wie sie sich noch tief im Norden wähnt

Und so, wie das Dämmerlicht von Dannen zieht:
Oh‘ siehe da, ein Perseid!

Der Sturm der Strahlen, er strömt von Norden
Ein Wind ergreift die schwere Luft

Und so wies‘ helle Band den Himmel ziert
Es sind Stunden, in den‘ man sich verliert

Doch plötzlich, ein Schreck ertönt aus weiter Ferne
Voller Farbe, der Sonnensturm ergreift die Erde

Kurz darauf, ein brennend Zweigestirn entsteigt dem tiefen Moore
Und erhebt den Vorhang Morgens Schein

Im Schutz des Dämmerlichts, durch Wies‘ und Wald,
Er verließ des Tages schönste Zeit

Bevor „er“ heut‘ jedoch die Nacht verließ, verging noch etwas Zeit. 😉

Zweiter heller Substurm mit visuellen Höhepunkten

Um kurz nach 0 Uhr (MESZ) Ortszeit setzte nämlich der zweite sichtbare Substurm in dieser Nacht ein und begann ebenso langsam wie der vorangegangene, seine Strahlen an den Nordhimmel zu projizieren. Ein erster deutlich visueller Höhepunkt wurde gegen halb 1 Uhr (Ortszeit) erreicht. Zuerst beeindruckend und schon eine Minute später überwältigend:

Visuell markant und merklich hell war dabei ein Polarlichtstrahl, der rund um 00:35 MESZ im Nordwesten sichtbar wurde:

Und in dieses Spektakel aus Strahlen und Farben verirrten sich natürlich auch die Perseiden:

Um etwa 01:02 MESZ gab es dann noch eine helle Perseiden-Feuerkugel mit Rauchspur zu bestaunen, auf die ich in dieser Nacht schon einige Zeit gehofft hatte. Vielleicht eine meiner schönsten Erinnerungen diese Nacht, eine Feuerkugel im abklingenden, zweiten Polarlicht-Substurm:

Folgend meine Beobachtungsnacht im Zeitraffer:

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Mit der astronomischen Mitternacht musste ich schließlich meine Beobachtung in dieser zweiten Maximums-Nacht der Perseiden beenden, um noch einigermaßen erholt in den folgenden Arbeitstag zu starten. Mit der Heimfahrt fielen mir immer wieder Jupiter und Mars ins Auge, ein zur Zeit sehr stimmungsvolles Zweigestirn in der Nacht.

Das Ende von Perseiden-Maximum, Polarlicht und klaren Nächten

Am folgenden Tag wurden diese Traumnächten von einem ebenso energiegeladenen Bild am Himmel abgelöst, nachdem es die schwülfeuchte Luft vorher schon vermuten ließ.

Um es mit den Worten eines Sternenfreundes zu sagen, mit dem ich telefonisch viel verbunden war: „Was hatten wir ein Glück!“

*“Hell“, wohlgleich in der korrekten Klassifikation noch „deutlich visuell“